Der Philosoph Jean-Jaques
Rousseau veröffentlichte 1762 das Buch "Über den Gesellschaftsvertrag", welches bereits am Vorabend
der frz. Revolution nicht nur deren wichtigste Grundideen vorwegnahm, sondern
auch bis auf den heutigen Tag zum Ur-Standard unserer
Gesellschaftsvorstellungen auf zumeist der nördlichen Hemisphäre wurde.
Rousseau implizierte darin durchaus auch Erkenntnisse berühmter Vorgänger wie
etwa John Locke oder René Descartes, was dieses Werk möglicherweise so genial
und wegweisend werden ließ, dass es über 200 Jahre später während meiner
Kindheit mehr oder weniger noch eine gewisse Gültigkeit besaß.
Es fehlt des Rezeptbuch
der nachhaltigen Lösungen und Ideen:
Wir brauchen einen Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert
Wir brauchen einen Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert
KAPITEL 1: FRIEDEN
Das erst vor ein paar Jahren vollendete 20. Jahrhundert
nach christlicher Zeitrechnung (diverse andere Kalender legen durchaus eigene
Jahreszahlen zugrunde) war das mit Abstand blutigste Jahrhundert der
menschlichen Zivilisationsgeschichte. Trotz grausamer Schlachten und blutiger
Rituale in der europäischen Antike und anderswo, trotz Völkerwanderung und
finsterem Mittelalter, trotz dem unvorstellbaren Gemetzel während des
30jährigen Krieges. - Nicht nur die furchtbaren Exzesse der Weltkriege 1 + 2
brachten Leid über die Menschheit, sondern ebenso eine wahre Unzahl an weiteren
kleinen und mittleren Kriegen während der zweiten Hälfte des Jahrhunderts,
welche noch einmal ca. die Opferzahl der Weltkriege forderte. Sei es als
Bürger- oder Stellvertreterkrieg im Namen der Weltmächte, ... verlagert
jedenfalls in mittunter die ärmsten Regionen der Welt und die Gründe waren wie
immer vielfältig: Macht- oder Habgier von Diktatoren und Potentaten, Hunger und
Durst nach Freiheit, ethnische Unterdrückung, Rohstoffe natürlich und nicht
zuletzt das schon erwähnte Spiel der "Kalten Krieger" im weltweiten
Kampf der Systeme (Korea, Vietnam, Afghanistan etc.).
Eigentlich sollte man meinen, dass mit dem Fortschreiten
des zivilisatorischen und technologischen Wissens im Sinne der Evolution auch
das Mörderische und Kriegerische sich mehr und mehr zu einer friedfertigeren
Konfliktbewältigung hin entwickelt. Leider weit gefehlt, mit dem Wissen wurden
nur die Waffen und das Geschäft damit noch perfider. - Atombomben, ... dazu
ethisch völlig pervertierten B- und C-Waffen. Lenksysteme, Raketenschilde,
Tarnkappenflieger; aktuell sind Drohnen der letzte Schrei oder auch schon
wieder nicht mehr. Was weiß ich. Händlerringe und Schmuggel bis in die letzten
Winkel des Geschäfts mit der Gewalt.
Das 20. Jahrhundert - so viel es auch bewegt, erreicht
und verändert hat - war zum Thema 'Krieg
und Frieden' sicher keine Epoche, an die die Menschheit später gerne
erinnert werden möchte.
Dann aber kamen die friedlichen Revolutionen des Jahres
1989 !! EIN PAUKENSCHLAG ! Wer hätte
kurz zuvor sich erträumen oder auch nur erdenken können, dass diese größte
aller systemischen Auseinandersetzungen mit Kriegen allenthalben und dem
Säbelrasseln aus so und so viel
Erdvernichtungspotential auf diese Weise geradezu banal in einer
gigantischen Party endet, zu der sich alle erst einmal gegenseitig in die Arme
fallen. Einen solchen Träumer hätte man noch ein Jahr zuvor ins Reich der
Spinner verwiesen. Trotz Gorbatschow und dem Wissen darum, dass dieser
Systemkrieg den Osten geradezu ausbluten lässt.
WAS FÜR EINE
CHANCE, WAS FÜR EINE GELEGENHEIT !!
Kein Zeitzeuge, der nicht über Monate hinweg damals mit
dem Gänsehautgefühl durch die Gegend gelaufen wäre, zu einem ganz besonderen
Augenblick der Weltgeschichte dabei bzw. sogar mittendrin gewesen zu sein. Als
Deutscher wurde man plötzlich überall in der Welt beglückwünscht, gar beneidet.
Es war vom glücklichsten Volk der Welt die Rede. Ich finde allerdings, dass man
da all die anderen betroffenen Völker nicht vergessen sollte: Polen, Tschechen,
Slowaken, Ukrainer, Russen, Balten, Rumänen, Ungarn, Bulgaren, Kasachen und all
die Turkvölker etc.
Nicht allen hat die neue Zeit wirklich Glück gebracht.
Nicht für alle Völker haben sich die gigantischen Hoffnungen erfüllt. Z.B.
nicht für die meisten der Ethnien Jugoslawiens, auch nicht für Weißrussen und
Ukrainer. Weder für Tschetschenen, Afghanen oder die Mehrzahl der asiatischen
Sowjetrepubliken brachte die neue Zeit Frieden, Glück oder etwa Wohlstand. An
manchen ging der weltweite Wandel gar ganz vorbei, z.B. Nordkorea oder
überwiegend auch Kuba. China wandelte sich, wurde ziemlich geschickt reich, gab
und gibt aber diesen Reichtum nicht an seine Menschen weiter. Bildung und
Freiheit natürlich auch nicht bzw. nur in dem Maß wie es dem Profit nützt.
Afrika und Südamerika sind unterm Strich eher sogar Verlierer, da die Bedingungen
der neuen Zeit sie als Partner aus dem Business Plan herausstrichen, was viele
Probleme verschärfte. Aber das ist ein anderes Thema. Auch die Gewinnler,
Absahner und Heuschrecken sind an anderer Stelle zu "unwürdigen".
Zurück zum
Aufbruch, zur Chance von 1990.
Wie so viele Menschen rund um den Erdball war ich damals
extrem angetan davon, dass sich die Spannung des Kalten Krieges einfach so in
Wohlgefallen aufgelöst hatte. Dass es viele gab, die den Erfolg für sich
einforderten - sei es als Aufrüster für das sogenannte "Gleichgewicht der
Kräfte", sei es als Verfasser von 10-Punkte-Plänen für die Einheit, sei es
als Papst oder Präsident hüben wie drüben - war mir herzlich egal. Ich fand,
dass unglaublich mutige Menschen im Rahmen einer letztlich länderübergreifenden
Kaskade schier Unfassbares miteinander erreicht hatten. Für mich lag der Anfang
vom Ende dieser Epoche des Kalten Krieges in der polnischen
Gewerkschaftsbewegung ab 1980. Frühere Aufstände und Bewegungen sind mir dabei
auch bewusst (z.B. 54, 56, 68, 70 etc.), jedoch blieben diese ohne nachhaltigen
Effekt. Über die 80er Jahre kamen vermehrt Abwanderung, Botschaftsbesetzungen
und breite innere Abkehr (z.B. "Schwerter zu Pflugscharen") hinzu, bis
ein Auslöser (Wahlfälschung Kommunalwahl 89) das Fass zum Überlaufen brachte.
Gorbatschows Rettungsversuch durch Glasnost, Perestroika und Reformen kam ab
Mitte der 80er Jahre viel zu spät und arbeitete sich nicht zuletzt an ewig
gestrigen Betonköpfen ab.
Ostdeutschland, Tschechien, Polen und vor allem RUSSLAND.
Nie hätte ich gedacht, dass ich diese Länder, Orte, Kulturen einmal mich frei
bewegend und mit Jubel im Herzen besuchen würde. Ab 1990 jedoch war es soweit
und es war extrem einfach, denn die Menschen dort, respektive die Studis in
unserem Fall, waren ebenso neugierig auf die andere Welt hinter dem zerrissenen
"eisernen Vorhang" wie wir. Auf diese Weise bin ich damals tief nach
Osten vorgedrungen bis immerhin fast an die mongolische Grenze im Altai Gebirge
zu einer Zeit, als der anschließende Rückflug nach Moskau über 4000 Kilometer
umgerechnet keine 5 DM kostete, aber üppiges Essen und freie Getränke
beinhaltete. Logisch, das konnte sich nicht rechnen. Da waren plötzlich Welten
an ein und demselben Tisch, die sich allerdings alles andere als im
Gleichgewicht zueinander befanden.
Das Wichtigste aber waren doch die fantastischen
Möglichkeiten, die sich nun für die Menschheit und die Welt ergeben würden;
nicht nur wir Jungen waren überzeugt, dass dies eine einmalige Zäsur in der
Geschichte werden würde. Ich erinnere mich noch an den beinahe schadenfrohen
Gedanken, dass ausgerechnet Hitlers Katastrophe, aus welcher der Kalte Krieg
irgendwo hervorgegangen war, durch die Art und Weise des Endes dieser Periode
nun zu einer historischen Zeit des Friedens in freiheitlicher Demokratie führen
würde. Was für eine Ironie!
FRIEDEN UND
AUSGLEICH SIND MACHBAR OHNE GEWALTERUPTION
Diese Botschaft so oder anders formuliert stand in
riesigen Lettern über dem unerwarteten Ende der wahrscheinlich gefährlichsten
Auseinandersetzung der bisherigen Geschichte, denn über Jahrzehnte hinweg hätte
es nur eines dummen Funkens bedurft, um die Welt in einer von Menschen
entzündeten nuklearen Katstrophe untergehen zu lassen, gegen die das gewaltsame
Ende der Dinosaurier wie ein Kindergeburtstag erschienen wäre.
Nun aber hatte die Menschheit sich auch das Wichtigste
wieder selbst beigebracht: Der dumme Gegensatz in Gewalt macht keinen Sinn!
Zusammen kommen wir alle miteinander viel weiter und begegnen den wirklichen
Herausforderungen unseres Lebens wie etwa das ökologische Gleichgewicht,
Bildung als weltweite Ressource, Abschaffung von Armut und Not und so vieles
mehr. Das war seinerzeit gar nicht naiv gedacht. Die Welt damals hat sich für
uns alle genau so angefühlt, und zwar von den Großen und Mächtigen bis hinunter
zu uns kleinen Normalmenschen. Was für ein gewaltiger Moment der Geschichte,
der erstmalig eine neue, friedlichere Periode für den ganzen Planeten errichten
würde. Es war aufregend, ein Zeitgenosse dieser kurzen Monate bis 1 - 2 Jahre
zu sein. - Länger dauerte der Moment nicht an.
DAS MODELL MENSCH
BLEIBT WIE ES IST
Mit dem Wissen von über 20 weiteren vergangenen Jahren
klingen die Träume und Visionen von 1990 sehr naiv! Die Geschichte der Epoche
Mensch lehrt schließlich, dass es auch unter den glücklichsten Umständen stets
wieder zu Gewalt und kriegerischer Auseinandersetzung kommt. Es entstehen neue
Lücken und in diese stoßen Menschen hinein, welche die Gier nach Macht,
Reichtum oder einfach nur ihr krankes Geltungsbedürfnis antreibt.
Nachhaltigkeit und ganzheitlich gefühlte Verantwortung sind uns Menschen nicht
von der Natur als selbstverständlich mitgegeben. Wir müssen sie uns hart
erarbeiten, was eben nicht alle tun. Das evolutionäre sich Durchsetzen dieser
Dinge wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dies hat das Ende des Kalten
Krieges vor Augen geführt, denn besser waren die Chancen wohl tatsächlich nie.
(+) Zunächst dachte man begeistert, wer denn nun noch aus welchem Grund überhaupt Kriege führen sollte. Viele neue Staaten ordneten sich friedlich und die Vorfreude auf freiheitliche Gesellschaften war groß. - Dann aber, und die Ernüchterung kam sehr schnell, wurden verschiedene Szenarien offenbar, welche die große Systemauseinandersetzung zuvor überdeckte:
Längst nicht alle potentatische Regime dachten daran, den Moment des Wechsels zu nutzen, sondern bauten sogleich gar verstärkt Spannung auf oder rückten einfach wieder mehr in den Blickpunkt. Da wäre z.B. Nordkorea zu nennen, dessen Spaltung gegen den Süden bis heute um so tragischer erscheint, nachdem die deutsche Einheit friedlich geglückt war. Auch das System in Kuba und einige andere haben sich nicht zum Freieren und Offenerem für ihre Leute darin ändern wollen.
(+) Das
zwar offiziell blockfreie Vielvölkergebilde Jugoslawien ist ohne den reibenden
Druck der Blöcke (und ohne Tito), die es zusammen gehalten haben, umgehend
implodiert. Die schon früher nicht gerade in Freundschaft verbundenen Nationen
vielen voneinander ab und brachten dabei z.T. Diktatoren und Warlords an die
Oberfläche, die mitten in Europa mehrere regionale Kriege anzündeten und
Grausamkeiten begingen, die wir uns schon gar nicht mehr vorstellen konnten. -
Die Reaktion einer wahrlich nicht geordneten internationalen
Staatengemeinschaft war alles in allem mehr als kläglich und vermochte nicht,
das Leid zu schmälern.
(+) Andere Diktatoren wiederum witterten ohne die Blöcke in Ost und West nun die Chance selbst zuzuschlagen. Ich nenne da einen gewissen Saddam Hussein, der sich den Ölreichtum eines benachbarten Scheichtums zu schnappen gedachte. Auch hier war die Reaktion aus purer Gewalt irgendwo sehr befremdlich, zumal es diverse andere Mittel gegen ein System gegeben hätte, das zum Überleben so gänzlich von Importen abhängig war, wie der Irak damals. - Allerdings muss man zu Gute halten, dass Vater Bush damals das Kriegsziel wirklich auf die Befreiung Kuweits beschränkte und der Spuk nach 3 Monaten ohne die gänzliche Einnahme des Irak wieder vorbei war.
(+) Länder wie das von den Sowjets besetzte Afghanistan fielen nach deren Abzug (solche Nebenschauplätze als Einflussbereich machten zum Ende des Kalten Krieges ja wirklich keinen Sinn mehr) erst ins Durcheinander und wurden dann zur leichten Beute für religiöse Extremisten, den Taliban.
(+) Auch Somalia ist stellvertretend so ein Beispiel für ein Satellitenregime des Kalten Krieges, das anschließend zerfiel und zum Opfer eines jeden wurde, der gerade mal darüber herfiel. Hier waren es und sind es marodierende Clanchefs, die sich in der Rolle von Warlords gefallen. Das wirklich Schlimme daran ist, dass niemand bereit ist Verantwortung einzusetzen, so dass dieser Zustand unerträglich lange einfach so weiter geht. Die Menschen leiden, aber die Gegend ist wirtschaftlich bzw. politisch einfach nicht wichtig, ... abgesehen vielleicht von dem Geschäftsmodell der Piraterie, das in den letzten Jahren dort zunehmend aufgekommen ist.
(+) Neue und für mich noch immer sehr irrational erscheinende Gegensätze bauten sich auf. Anstatt sich glücklich über das Ende des Systemkampfes überall die Hände zu reichen und zusammen an dieser gemeinsamen Welt zu basteln, ging umgehend das große Verteilungsgeschachere los um die besten Geschäfte, die jetzt zu machen waren. Zum ersten Mal verstanden wir wirklich, was weltweit und was global bedeutet. Aber nicht nur dies irritierte, als nämlich der Machtkampf Kapitalismus gegen Kommunismus vorbei war, schwammen plötzlich ganz andere Dinge wieder an die Oberfläche, von denen man eigentlich hätte annehmen sollen, dass sie beendete Kapitel der Geschichte wären. Die Rede ist von plötzlich wieder aufflammendem religiösen Fanatismus, der sich in Feinbildern radikalisiert bis hin zu einer Qualität des Terrorismus, den ich mir zumindest so vorher nicht vorstellen konnte. Terror sogar, der eine neue Art von dann sogar richtigen Kriegen gebiert. Beispiele: Taliban und Al Qaida natürlich, sogenannte wiedererweckte Christen (z.B. Bush Jr.), Teile der Konflikte auf dem Balkan mit Massakern, die Auseinandersetzung um Tschetschenien mit Kriegen und Terror, sich zunehmend isolierende und radikalisierende Regime wie z.B. Iran bei konkret auch zunehmender Kriegsgefahr. Die Liste ist lang und leider auch recht global.
Ich finde, dass wirklich nicht so sehr viel geworden ist
aus den gewaltigen Chancen, die sich um 1990 herum eröffnet haben. Statt Regeln
zu schaffen für das gemeinsam neue Miteinander ist die Welt rund um den
Planeten zur Spielwiese für Gierhälse einerseits und sich am anderen Ende
wiederum radikalisierende Extremisten andererseits geworden, .. wobei letzteres
Phänomen seinen Höhepunkt evtl. bereits überschritten hat.
Als Beispiel, das sehr nachdenklich machen sollte, führe
ich die nunmehr vollkommen zahnlose Ohnmachtsrolle der Uno an, welche sich aus
der fehlenden Strukturanpassung an die Verhältnisse der neuen Zeit erklärt. -
War man zu Zeiten des Kalten Krieges noch dankbar darüber, in gefährlichen Krisen
mit Uno-Kompromissen beiderseits das Gesicht wahren zu können, so scheren sich
die Mächtigen der Welt heute keinen Deut mehr darum, weil für ihre Interessen
nicht nur nicht mehr nötig, sondern offenbar sogar lästig. Waren
UN-Entscheidungen, wie etwa die UNESCO-Mitgliedschaft der BRD in den 50ern,
früher wegweisend, so stellen heute z.B. die USA ihre ohnehin notorisch
säumigen Zahlungen ein, wenn ihnen eine ebensolche und zudem nach allen Regeln
demokratische Entscheidung für Palästina nicht passt. Konnten Blauhelme früher
Waffenstillstände durchsetzen bzw. wirksam überwachen, so ist das heute so
wirkungslos als gäbe es keine Mandate. Mehr noch, die Blauhelme werden nicht
einmal mehr gerufen. Nato, USA, Russland und irgendwelche individuellen Siegerallianzen
machen das alleine und gehen dabei ihren Interessen nach. Regionen ohne
internationales Interesse, aber mit möglicherweise doch reichlich Elend werden
gleich gar nicht bekümmert. Die Uno bekommt weder genügend Blauhelme zusammen
noch ein richtiges Mandat. Desinteresse allenthalben. - Von den UN-Beobachtern
auf dem Balkan bis zur Syrien-Mission von Kofi Anan 2012 ist das seit 20 Jahren
so. Und es macht mir Angst, denn in der wunderbaren Globalisierung der Kräfte
und Mächte fehlt denn doch zunehmend die ethisch-korrektive und von den Völkern
gemeinsam respektierte Autorität.
Ich hoffe, das fällt bald mal ein paar maßgeblichen
Leuten auf, ... und zwar ohne dass es dabei erst zu einer für alle richtig
bedrohlichen Krise gekommen ist. --> Wunschdenken, ich weiß ...
EINE FRIEDLICHERE
WELT IST MÖGLICH
Krieg und Gewalt haben sich verändert. Merkmale und
Formen sind nicht mehr dieselben wie es über den allergrößten Zeitraum der
gesellschaftsbasierten Menschheitsgeschichte seit grob ca. 3 - 4000 Jahre je
nach Region der Fall gewesen ist. Den eigentlich klassisch erklärten Krieg von
Ländern gegeneinander gibt es fast nicht mehr, wenn man einmal von Irak und
Afghanistan absieht, deren Fälle sich allerdings so gewiss nicht mehr
wiederholen werden. Die einzig wirklich noch existierenden
klassisch-herkömmlichen Kriegsgefahren sind die alten Konflikte zwischen Nord-
u. Südkorea bzw. zwischen Indien u. Pakistan, wobei der konkret ausbrechende
Krieg ebenfalls nach den klassischen Mustern aus Drohgebärden und
vermeintlicher Stärke unterbunden wird. Dazu kommen die atomaren
Großmachtallüren des Iran im Gegenspiel mit dem notorischen Reflex Israels
sowie der Nahostkonflikt im Allgemeinen. - Nicht mehr so viel Kriegspotential
rund um die Welt im Vergleich zu Geschichte.
Soweit.
Dennoch haben Gewalt und Gewalttote eher zu- als
abgenommen. Dennoch blüht das Geschäft mit Waffen und Rüstungsgütern wie nie
zuvor. Dennoch geschehen Bomben- und Selbstmordattentate allenthalben und in
völlig unausrechenbarer Art und Weise.
Dennoch stehen Armeen und Heere nach alter Art in
praktisch jedem Land unserer Erde, mit denen im Grunde keiner mehr wirklich
etwas anfangen kann. - Oder glaubt ihr, dass mit irgendeinem Ziel dahinter noch
Kavallerie (Flieger), Infanterie (Panzer) und/oder Galeeren (Marine)
aufeinander losgehen? Zwischen D, F, ENG, SP, GR, PL, RUS, USA, CHN, JPN und
und und vielleicht? In Zeiten von Internet, Facebook, Twitter und IPhone?
Höchste Zeit die
Welt umzubauen
Die Gewalt hat sich verändert, aber der Mensch als
solcher bleibt sich in der Gewalttätigkeit offenbar treu. Hat man früher
unterschieden zwischen "Töten im Krieg" und "unerlaubtem
Mord" (<-- als überzeugter Pazifist weiß ich gar nicht, wie ich das
benennen soll), so wird heute weltweit nicht einmal mehr nach der
Rechtmäßigkeit von Opfern gefragt. Das schon verrohte Denken ist um eine
weitere Stufe stumpfer geworden.
Die Regeln der nachnapoleonischen Zeit (Wiener Kongress),
des Völkerbundes und des Kalten Krieges wirken nicht mehr bzw. führen auch
nicht in neue systemische Gegebenheiten hinein, da sich die Bedingungen für
ausübende Gewalten in kürzester Zeit so grundlegend verändert haben, dass
bisher funktionierende Übergangsmuster der Geschichtsentwicklung nicht mehr
greifen können. - Es mag eine sehr früh angesetzte Behauptung sein, aber
möglicherweise leben wir nicht nur im Anfang eines neuen Jahrtausends, sondern
nach Mittelalter und sogenannter "Neuzeit" nunmehr auch an der
Schwelle einer neuen Epoche. Das wichtigste und natürlich irgendwie multiple
Kriterium dafür ist, dass sich die Bedingungen des Lebens und Interagierens in
nicht mehr kompatibler Weise zu den bisherigen Gefügen verändern, der Bruch im
Gesamtsystem gewissermaßen. Wir nehmen es als Individuen in unserer Realität
nicht auf diese Weise wahr, aber möglicherweise ist es genau das, was gerade
mit uns geschieht.
Je eher wir damit beginnen, den sich verändernden
Rahmenbedingungen wirklich neue Regeln zu geben, um so eher werden wir auch
diesen mehr und mehr abstumpfenden Eruptionen begegnen können. Vorläufig ließe
sich das beginnende Zeitalter z.B. als "Zwischenzeit" bezeichnen bis
man in einigen Dekaden schließlich wissen wird, wohin die Reise eventuell geht.
GESELLSCHAFTSVERTRAG
FRIEDEN
Eine politische Liste zur nachhaltigen Behandlung und
Begutachtung könnte unter anderem zum Inhalt haben:
(1)
Nach der sich freilich noch sehr vorsichtig verbreitenden
Einsicht, dass Kernenergie nicht mehr die Zukunft ist, sondern bereits auf dem
Weg in die Geschichte, sollte baldmöglichst oder besser sogar früher die
Atombombe folgen. Den Vernichtungskrieg,
für den diese Bombe steht, gibt es nicht mehr. Die heutigen und kommenden
Schauplätze (ich begreife das als Herausforderung zur Bewältigung) finden wir
in der Wirtschaft, den Weltfinanzen, bei der Ernährung, bei der Bildung und dem
Aufprall von Kulturen gegeneinander.
Barack Obama erhielt 2009 für u.a. genau für diese Vision
mit großen Auftritten in Kairo und Prag den Friedensnobelpreis. Geschehen ist
seitdem leider nichts. Nicht nur die USA und Russland, sondern alle 9
Atommächte sollten das endlich miteinander klären. Zusammen mit der Uno als
Mediator.
Pakistan und Indien sollten nach den vergangenen
Jahrzehnten des Konflikts in der Lage sein, gegenseitig einsehen zu können,
dass diese Bombe keine Option Ihrer Auseinandersetzung darstellt. Nordkorea
bräuchte gewisse Sicherheitszusagen für seine Systemexistenz (den Rest
übernimmt sowieso der Zahn der betonsozialistischen Zeit); China könnte da
hilfreich und für alle Welt sichtbar positiv wirken. Dieses wiederum braucht
die Bombe ebenfalls nicht mehr, denn es ist bereits auf diversen anderen
Gebieten zu den Big Playern aufgestiegen und kann in den kommenden Jahren seine
Augenhöhe z.B. in der Raumfahrt unter Beweis stellen. Israel wiederum ist neben
N-Korea der andere Sonderfall und kann eigentlich nur durch die USA zum
Bombenverzicht "genötigt" werden (ist sowieso nicht ganz klar, ob
diese evtl. nicht doch auch die Kontrolle über die Bombe dort ausüben); es
führt hier zu weit, sich mit diesen besonderen Verhältnissen
auseinanderzusetzen, die USA jedenfalls könnten das jederzeit ins Werk setzen,
so sie nur wollten. Die ehemaligen Alliierten des 2. Weltkriegs schließlich
bräuchten nur noch die Einsicht zeigen, dass die Zeit dieser Bombe
"einvernehmlich" vorbei ist.
Vorübergehend ließe sich das "theoretische
Monopol" über die Kontrolle der Bombe den Vereinten Nationen übergeben.
Als überzeugter Pazifist stößt mir zwar auch dieser Gedanke auf, aber es sind
unbedingt die zunächst machbaren Realitäten unserer Welt zu akzeptieren.
(2)
Gelänge es der globalen Gesellschaft für unser
Jahrhundert und unsere Zukunft die A-Bomben zu bannen, so müsste in der Folge
unbedingt die Chance bzw. der Augenblick
zur Überwindung von Biologischer und Chemischer Waffen ergriffen werden.
Das ist ungleich schwieriger, denn in den Besitz solcher Waffen zu gelangen ist
vergleichsweise einfach bei ähnlich perfiden Folgen, wie es Atom- und
Wasserstoffbomben mit sich bringen.
Bezüglich biologischer Kampfstoffe sind eindeutig die
Industriestaaten und alle Labore / Institute gefordert, in denen so etwas
entstehen kann. Und sei es im zunächst guten Glauben der Forschung. Gefahren,
Ethik, Ziele, Verwendung müssen einer globalen Kontrolle, Transparenz bzw.
einem Verfahren unterworfen werden, das entsprechende Gefahren für die
Menschheit - also für uns alle - minimiert oder sogar ausschließt.
In Sachen C-Waffen
(Chemische Stoffe) ist der Prozess noch schwieriger, denn beinahe jede
kriminelle Energie kann das realisieren und von daher haben die Diktatoren und
Potentaten der Welt solche Dinge als 'vermeintliche Lebensversicherung' im
Keller. Und nicht nur diese; es fängt bei der Brunnenvergiftung durch den
Waterlord in Afrika schon an und reicht über Drogenkartelle,
Geheimdienstmethoden bis hin zu bewusst staatlich aufgebauten Kampfstoffen. -
Der Besitz und die Verwendung muss zunächst dokumentiert und dann weltweit
geächtet werden. Eine gewaltige Aufgabe, die nur einer in der Autorität
anerkannten Weltorganisation zufallen kann, welche anderenorts zu beschreiben
ist.
(3)
FRAGE! -
Brauchen Sie oder Du persönlich heute noch die Bundeswehr, um unsere Republik
oder unseren freiheitlichen Lebensstil zu verteidigen? Gegen wen und welchem
erdachten Kontext könnte so etwas wohl stattfinden? - Keine spontan schlüssige
Antwort? Hier ist eine im Jahr 2013: Der klassische, bisherige Krieg über die
Kernstaaten Europas existiert nicht mehr, weil das gemeinsame Schicksal im
Rahmen der neuesten Zeit des Technologiesprungs längst unteilbar miteinander
verknüpft wurde. Siehe nur den EURO und seine Schwierigkeiten zwischen Nord und
Süd. Der Krieg mit Soldaten und Armeen gegeneinander ist vielleicht und
hoffentlich endgültig überholt im 21. Jahrhundert. Unter anderem das ist für
mich der wichtigste Erfolg der europäischen Währung trotz der sehr bescheiden
Teuerung des Lebens mit natürlich wieder Profitören, denen das nicht zustand.
Dennoch stehen für sich Armeen und Heere in jedem
Europäischen Euroland und fressen nicht zuletzt ein fettes Stück des BSP auf
ohne entsprechend etwas in die Gesellschaft zurück zu geben. Ein irrationaler
Wahnsinn, wenn man das nur mal zusammenzählt. Ist ja nicht so, dass es
ansonsten keine Sicherheit gäbe. Bundespolizei, BKA, LKA, kommunale Polizei,
alles abgedeckt. In anderen Ländern ebenfalls. Die ganzen Armeen sind nicht
mehr zu begreifen und machten allenfalls noch einen Sinn, wenn die EU als
europäische Region der Weltorganisation UNO einen Sicherheitstrupp auf der
Basis von aktueller Technik sowie Training zur Verfügung stellt. Eingestellt
jeweils auf die Herausforderungen unseres Jahrhunderts. - Gefällt dem
schreibenden Pazifist ebenfalls nicht, aber möglicherweise noch sinnvoll, bis
herkömmlich menschliche Krisen endgültig einmal überwunden sein werden.
Europa hat die historische Möglichkeit jetzt voran zu
gehen, ... und sollte das jenseits der EURO-Krise möglichst bald auch tun.
(4)
Andere Armeen
sind in ihrer bisherigen Existenz als stehende Heere ebenfalls überflüssig
geworden bzw. könnten längst anderen Sicherheitskonzepten Platz machen. Die
äußere Sicherheit von exemplarisch genannten Ländern wie die USA, Russland oder
China wird schon lange nicht mehr durch jeweiligen Heere garantiert. Das
leisten Zoll, Küstenwache, Bundespolizeien u.s.w. längstens mit den dafür
gebotenen Mitteln und Ausrüstungen.
WARUM ALSO? - Es geht zum einen schlicht um Zielbegriffe
wie Machtdemonstration, Bedeutung, sogenannte Abschreckung etc. in Verbindung
mit Druck und Einfluss im Sinne eigener Ziele. Und zum anderen hat es wohl auch
damit zu tun, dass die Entwicklung der beiden Jahrzehnte um die
Jahrtausendwende viel schneller und gravierender die interagierenden Regeln
verändert hat als es die althergebrachte Vorstellung im Menschen tut, dass zu
Erhalt und Staatswesen das klassische Militär gehöre.
Nicht von einem
auf den anderen Moment, aber notwendig doch Schritt für Schritt das Bewusstsein
darüber zu gewinnen, wie sich die interstaatlichen Grundverhältnisse und
Systeme effektiv gewandelt haben, könnte oder wird helfen Militärarsenale mehr
und mehr abzubauen.
(5)
Die
Weltorganisation. - Angefangen hat es mit dem "Völkerbund" nach
dem ersten Weltkrieg. Die für damals sensationelle politische Bestrebung
besagte, dass ein solches kriegerisches Desaster nicht mehr passieren dürfe;
z.B. das Saarland kam für knapp 1,5 Jahrzehnte unter dessen Hoheit zwischen
Frankreich und Deutschland. Die diplomatischen Regelungen und
Nachkriegsvereinbarungen, sowie die staatlichen Konstruktionen insbesondere in
Deutschland waren allerdings außerstande eine erneute, diesmal
totalitär-diktatorisch organisierte Eskalation zu vermeiden. Zu neu und zu jung
waren insgesamt die Bestrebungen das Staatswesen in Europa demokratisch und
parlamentarisch zu organisieren. Zu naiv auch die damit verbundenen Ideale und
das Wissen. Es kam schon 20 Jahre später erneut zu einem kriegerischen Desaster
von noch einmal bis dahin unbekanntem Ausmaß. Ein Krieg, der nun wirklich
erstmalig um die ganze Welt ging und technologisch in Rekordtempo Schreckensszenarien
deutlich machte, wie das nie zuvor in der Geschichte verzeichnet wurde. Bis hin
zur Atombombe und zur 'fabrikmäßigen Vernichtung' von Menschen, wie es Helmut
Schmidt gerade erst in einer Fernsehsendung so treffend formulierte.
Die zweite Organisation, die UNO, nach dem
Furchtbarsten aller Kriege war erfolgreicher, weil von allen Seiten Lehren aus
den Ereignissen gezogen worden waren. Sie hat uns mehr oder weniger glücklich
mit diversen Einsätzen und Aufgaben durch den Kalten Krieg über 4 Jahrzehnte
hinweg begleitet. Neben Vollversammlung und einigen Unterorganisationen hat der
Sicherheitsrat (Siegermächte des 2. Weltkrieges + später China) das ein und
andere Mal diplomatisch dafür gesorgt, dass es nicht zur letzten Eskalation
kam. - Gut so!
Vor zwanzig Jahren aber hat sich 1990 die Weltlage erneut
verändert, als dem Kalten Krieg beinahe lautlos einer der beiden Kontrahenten
abhandenkam. In der Folge veränderten sich die Szenarien. Bürgerkriege brechen
seitdem immer wieder aus, Feind- und Krisenbilder verlagern mehr und mehr in
Richtung Arm und Reich bzw. auch in Richtung kultureller, ethnischer und
wirtschaftlicher Trennlinien, welche
mehr und mehr die Konflikte bestimmen.
Und die Uno,
sollte die nicht nach dem Ende der Systemgegensätze die Marsch- und
Entwicklungsperspektiven formulieren, aushandeln und anführen?
Eigentlich schon. Klar, das hätte man vor zwanzig Jahren
so erwartet, denn es wäre sinnvoll gewesen, aber weit gefehlt! Die
Hauptbeteiligten, also diejenigen, die wir erst G7, dann G8 genannt haben und
seit der Finanzkrise G20 heißen, benehmen sich so, als wäre eine
Weltorganisation gar nicht da. Nato,
USA, Großbritannien, Russland, China und andere machen ihre Ego-Politik
ohne Rücksicht auf das große Ganze oder Folgen für Dritte. Vor allem übergehen
sie die zuständige Uno bzw. nutzen sie nur noch als Instrument der Blockade und
Handlungsunfähigkeit. Beschlüsse und Resolutionen der Uno haben keine
Wirksamkeit mehr und sind allzu häufig bis zur Unkenntlichkeit verwässert. -
Traurig.
In der Praxis sind der UNO heute kaum mehr Einflüsse
geblieben, als diejenigen, die einige Unterorganisationen wie UNESCO, WHO oder
WTO ausüben. Aber auch dort ist der Bedeutungsverlust spürbar.
Es ergeht im Angesicht der Realität und dieser zum
Trotz die Behauptung: Eine starke, mit interstaatlicher Autorität
ausgestattete und handlungsfähige Weltgemeinschaft ist so notwendig wie eh und
je!
(+) Das Völkerrecht muss ausnahmslos bindend sein.
(+) Der Sicherheitsrat muss nach den realen Weltverhältnissen neu definiert werden. Im ständigen Gremium größer und statt des leidigen Blockade-Vetos mit 2/3 oder 3/4 Mehrheit all seiner Mitglieder.
(+) Nur die UNO darf ein interstaatliches Gewaltmonopol durch Sicherheits-Beschluss ausüben.
(+) Die UNO muss in die Lage versetzt werden, gegen Verstöße wirkungsvolle Sanktionen verhängen zu können, ... je nach Schwere.
(+) Die UNO sollte sich ein neues - sprich wirksames - Grundsatz- und Entwicklungsprogramm geben mit den Aufgabenschwerpunkten: Konfliktbewältigung (Naher Osten, Korea, Diktaturen in Afrika, Iran, Irak Afghanistan etc.), Nebeneinander der Kulturen, Klima- und Umweltschutz, Ernährung, Bildung, Weltwirtschaft und einige kleinere oder regionale Aspekte.
(+) Sämtliche Themen, Regeln, Beschlüsse etc., die über das innere Interesse eines oder mehrerer Staaten hinausgehen, müssen für die UNO verbindlich durchsetzbar sein.
Wir brauchen
unbedingt eine weltweit handlungsfähige, globale Instanz. Sowohl um die
unfassbar aufgelaufenen Probleme geordnet zu bekommen, als auch um zum Ende der
sogenannten "Neuzeit" hin den notwendigen Schritt in Richtung einer
nächsten Epoche der Menschheitsgeschichte zu tun.
(6)
Last, not least;
wo ist der Anfang zu machen?
Eindeutig im
Nahen Osten! - Dort irgendwo haben die Zivilisationskriege einst
begonnen und liegt auch heute der Schlüssel, um sie zu beenden.
Nirgendwo sonst tritt der historische Wahnsinn im
Konflikt derart zutage wie dort zwischen Nil, Euphrat und Kleinasien. Und zwar
schon immer; die Bezüge sind mitunter Jahrtausende alt, obwohl das Handeln der
aktuellen Protagonisten durchaus schwer zu verstehen ist und große
Zusammenhänge kaum wahrnehmbar erscheinen. Doch sie hängen sehr tief verwebt
zusammen und lassen sich - kaum fassbar - tatsächlich dann auch einfach
erklären, wenn man nur bereit ist, sich mit der Kulturgeschichte der Region
näher zu befassen:
(+) Entlang eines kleinen, nur wenige hundert Quadratkilometer großen Streifen am östlichen Rand des Mittelmeeres treffen sich die Herkunft der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Zwei davon nennen wir heute Weltreligion, die dritte ist die älteste bis heute überdauernde Religion. Alle drei sind in ihrer Geschichte auf das Engste miteinander verbunden.
(+) Einst drängten die jüdischen Stämme (Könige Salomon/David) das Volk der Philister ("Palästina") zurück und erbauten in Jerusalem ihren Tempel.
(+) In römischer Zeit wiederum wurden die Juden unterworfen, der Tempel Salomons zerstört und regelmäßig Aufstände niedergeschlagen. Herodes d. Große ließ einen neuen Tempel erbauen, arrangierte sich mit Rom, aber das Volk blieb in den folgenden Jahrzehnten extrem unzufrieden. Diverse Gruppen (wir würden das Wort "Sekten" verwenden) bildeten sich zu der Zeit von Tiberius und seinen Nachfolgern, von denen eine sich über Griechenland schnell bis nach Rom hinein verbreitete (aber auch nach Ägypten und im Osten sogar bis Indien); die Anhänger des Jesus, genannt Christus: das Christentum.
(+) Der jüdische Aufstand zwischen 67 - 70 n.Chr. führte in seinem Ende zur erneuten Tempelzerstörung (Klagemauer als Rest) und - nach römischer Lesart - zur Zerschlagung des Judentums als solches. Tatsächlich aber wurden dabei die Stämme in einer Art Flucht in alle Winde zerstreut bzw. ließen sich nieder, wo ein Leben und Existenz möglich war. Die herausragende geschichtliche Leistung des Judentums ist es, über fast 19 Jahrhunderte hinweg sozusagen "weltweit" weder die Identität, noch den kulturellen Kontakt zueinander verloren zu haben. Im Gegenteil, noch heute finden wir hier die weltweit stärksten und intensivsten Netzwerke. Auch immer wiederkehrende Progrome vom Mittelalter bis in die neueste Neuzeit (Holocaust) hinein hat das Judentum unter Beibehaltung seiner Identität überstanden. Das ist in der kulturellen Menschheitsgeschichte einzigartig!
(+) Mohammed fuhr vom Tempelberg (ab 691 entstand der Felsendom) gen Himmel auf, empfing die heiligen Suren des Koran und kehrte zurück. Das in der Region auch immer schon lebende nicht jüdische Volk wandte sich der Ausbreitung des Islam zu. - Zeitweise kamen die europäischen Kreuzritter (Königreich Jerusalem / 1099 - 1291) im "heiligen" Gemetzel über sie. Immer wieder wechselnde Herrschaften und Reiche verhinderten ein gefestigtes und endgültig identifizierbares Staatsgebilde mit eigener bleibender Tradition.
(+) Als Theodor Herzl Ende des 19. Jahrhunderts (1897) den zionistischen Weltkongress mit dem Ziel organisiert dem jüdischen Volk wieder eine Heimstatt in Palästina zu schaffen, gehörte die Region noch zum osmanischen Reich. - In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nahm der jüdische Landkauf (dieser brachte auch Wohlstandserscheinungen in die bitterarme Gegend) gewaltige Formen an. Bei Übernahme des britischen Mandats (Völkerbund 1922) wurde bereits vom zionistischen Weltkongress über die Gründung eines jüdischen Staates verhandelt. Die Briten behinderten die jüdische Einwanderung anschließend nicht. Die heutigen Staaten Libanon und Syrien wurden von Frankreich verwaltet, das sich in diesem Punkt anders verhielt, was den noch heute bestehenden besonderen Einfluss Frankreichs in die arabische Region erklärt.
(+) In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden Unruhen in der Region, da die Briten der zionistischen Bewegung weitrechende Kompetenzen gewährt hatte. Es entstanden erstmals bewaffnete Milizen, zu denen auf jüdischer Seite z.B. die "Hagana" und die "Irgun" gehörte.
(+) Mit dem Ende des 2. Weltkrieges änderte sich die britische Position aufgrund vieler einerseits globaler Empire-Gründe als auch wegen der jetzt überaus aggressiven Haltung der jüdischen Bewegung (gerade erduldeter Holocaust) gegenüber dem Mandatsträger. Es kommt zu gegenseitig vielfältig aggressiven Handlungen. Mag man das politische Verhalten der Briten (die das Problem an die Amerikaner loswerden wollten) bestenfalls vor dem Hintergrund der Lasten des Krieges als sehr ungeschickt ansehen, so handelt es sich bei diversen jüdischen Aktionen gegen die sie früher stützende Mandatsmacht irgendwo um das, was wir erkennend schlicht als Terrorismus wahrnehmen.
(+) Die UNO-Resolution (181/1947) als Nachfolger des Völkerbundes schließlich begründet bis heute völkerrechtlich bindend das so wichtige Existenzrecht des Staates Israel in den Grenzen, welche die Karten in der Tagesschau abbilden. Das war die logische Lösung des Konflikts, der zunehmend dann auf beiden Seiten von Gerilla, Miliz und Terror geprägt wurde. Dieses UNO-Dokument , auf das Israel sein Bestehen beruft, gibt den Palästinensern per Völkerrecht ebenso ihren Staat und stellt das damals schon geteilte Jerusalem unter Uno-Verwaltung.
(+) Zu diesen weiteren Maßnahmen (Palästina/Jerusalem) kam es aber nicht, denn der gerade verkündete Judenstaat wurde bereits angegriffen, bevor er sich als solchem überhaupt richtig einrichten konnte. Etliche kriegerische Auseinandersetzungen folgten (48 / 67 / 73 / 82), ... stets setzte sich Israel nicht zuletzt mittels massiver US-Unterstützung (Motive: kalter Krieg & Lobby in den USA) durch. Ein Palästinenserstaat und der Status von Jerusalem wurden niemals umgesetzt.
(+) Nach der Gründung Israels waren dann viele Palästinenser heimatlos und kamen in Lagern der Nachbarstarten unter. Das führte immer wieder in der Politik dieser Länder zu Ungleichgewichten. Ab Mitte der 60er Jahre wurde die "Fatah-Bewegung" (damals durchaus dem Kampf und Terror zugetan) des jungen Jassir Arafat zunehmend zum politisch führenden Organ der Palästinenser . Arafat hat durch seine starke Bewegung zwar viel für die Palästinenser getan, im Lauf der Jahrzehnte aber auch viel Schaden und Leid angerichtet. In Jordanien, im Libanon (Bürgerkrieg ab 1976). Der palästinensische Aufstand (Intifada) ab 1987 führte letztlich dazu, dass es 1993 zu der Gründung der palästinensischen Autonomiebehörde in den "besetzten Gebieten" (Westbank / Gaza) kam. - Trotz vieler Ansätze ist der Prozess weiter bis heute nicht mehr gekommen. Im Gegenteil, Scharmützel und immer neue Völkerrechtsverletzungen (z.B. illegaler Siedlungsbau) nehmen wieder zu. Gestorben und gelitten wird noch immer. V.a. auf palästinensischer Seite hat es sich in den vergangenen 20 Jahren für die Menschen nicht wirklich gebessert. Schuld daran ist nicht nur Israel, sondern ebenso die Auge um Auge Haltung der Führer Palästinas, die von in Lagern und mit Hass erzogenen Generationen ihres Volkes zu profitieren glauben. Israel indess bemüht sich nicht einen Deut darum klüger zu handeln. Zahn um Zahn wird jede (meist unschädliche alte) Rakete aus Gaza mit Gewalt beantwortet. Irritierend werden UNO und die Staaten der Welt vorgeführt, in dem illegal Siedlungstatsachen geschaffen werden, die dann wohl irgendwann dazu führen sollen, dass kein Fleckchen Erde mehr für einen palästinensischen Staat vorhanden wäre.
(+) LOGISCH: Dieser Status Quo erzeugt keinen Frieden. - Sehr klug dagegen war die UN-Lösung von 1947! Zwei praktikable Staaten und sogar das Jerusalem-Problem findet sich machbar behandelt. Ohne den arabischen Überfall 48 gegen Israel wäre es wohl so gekommen. Genau dahin sollte man heute zurück gehen. Ohne wenn und Aber! Keine Roadmap, keine israelische Gewaltenausübung in Palästina, gewisse Garantien für jüdische Siedler in Palästina etc. pp. - Eine gemeinsame Union in Außenpolitik, Wirtschaft, Sicherheit etc. würde Sinn machen.
ES WÄRE WIRKLICH GANZ LEICHT IN DER LÖSUNG.
DIE DYNAMIK DES KONFLIKTES SITZT ABER
LEIDER HISTORISCH EXTREM TIEF. DENNOCH GLAUBE ICH, DASS EINE LÖSUNG MÖGLICH WÄRE, WENN UNO, USA, EUROPA
UND ANDERE RICHTIG IN EINER LINIE DRUCK MACHEN
WÜRDEN, ODER PERSÖNLICHKEITEN ERSCHEINEN WÜRDEN, DIE WILLENS SIND DAS ABENTEUER EINES NEUEN ABSCHNITTS DER
GESCHICHTE EINZUGEHEN !!!
Dies hier ist natürlich nur ein sehr kurzer Abriss der Gemengelage, aber für die richtige Idee braucht es oft nur den an einer Stelle notwendigen Ansatz zum Erfolg im Ganzen.
Frieden ist mehr als nur
eine Alternative zu anderen Lösungen oder der "Zustand zwischen dem
Krieg", wie das Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts so pseudophilosophisch
auf zynische Weise behauptet wurde. Frieden ist der sehr aufwendige Weg der
Kooperation und des Miteinanders, um den Erfolg auch dem Anderen zuzugestehen.
Frieden bedeutet die Macht, das Risiko in Vertrauen zu finden und damit auch
den echten Zauber, das im Krieg Unerreichbare nicht nur zu wagen, sondern auch
zu gewinnen. Frieden bedeutet immer viel Mut, wenn Krieg herrscht und dessen
Dynamik so einfach von statten geht.
Simpel zusammen gefasst: Für die absolute Zukunft unserer Existenz als Mensch
ist es angesichts unserer komplexen technologischen und kulturellen Entwicklung
völlig alternativlos, alsbald und endgültig zu Frieden inklusive globaler
Kooperation, fairem Handel & Austausch, gemeinsamer Bildung, Wissen,
Ernährung, kultureller Toleranzpflege etc. pp. und damit endlich zu wirklich
wahrgenommenen Verantwortung gegenüber der
Umwelt des ganz unstrittig gemeinsam bevölkerten Planeten Erde zu kommen.
So einfach und so essentiell ist das!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen