Mittwoch, 4. Januar 2012

Zwischen den Jahren 11 und 12 (KW 01 / 2012)



Schon ist das Jahr vorbei. Kaum zu fassen. 2011 ist vorbei und es ist nicht angepackt worden, was man sich dafür vornahm. Wie bescheiden!

Ich sag's ehrlich, das neue Datum macht mir Angst! Nicht der Monat, die Woche, der Tag. Nein, es ist das Jahr: 2011 auf 2012 !!

Was  für eine Jahreszahl : Eigentlich Sience Fiction ! Der Maya-Kalender endet und nicht wenige Endzeitvisionen datieren auf dieses neue Jahr.

Wir sind geboren in der Mitte des letzten Jahrhunderts oder kurz danach und so plötzlich wie unvorbereitet nicht mehr richtig aktuell: beruflich nicht, für die Themen unserer Kids nicht und in den dramatischen Ereignissen draußen in der Welt plötzlich irgendwo auch nicht mehr.

Upps! Wie konnte das passieren? Eben noch hipp und mitten drin.  Jetzt schon weg vom Fenster, völlig abgehängt und vor allem zu alt. - Verrückt!

Vor ziemlich genau 100 Jahren haben die Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts überall in der Welt und in Europa die Neuzeit und den technologischen Fortschritt nach industrieller Revolution und Gründerzeit gefeiert: Motorisierte Autos statt Pferdekutschen; Flugzeuge, die aus eigener Kraft vom Boden abhoben; Luxusschiffe, die in wenigen Tagen die Distanz ganzer Kontinente überwanden; Nachrichten, die durch dünne Drähte weite Strecken überwanden; Bewegte Bilder, die ganze Geschichten erzählten und Radiofunk durch die elektrische Übertragung von Wellen. Alles war in Bewegung, denn eine völlig neue Welt der Möglichkeiten und Abenteuer schien sich in diesem Jahrhundert aufzutun.

Vor 100 Jahren ahnte zwischen 1911 und 1912 niemand, dass diese neue aufregende Welt der Erfindungen und Möglichkeiten bereits am Vorabend einer der größten Katastrophen der Menschheit steht. Noch 2,5 Jahre bis zum ersten Weltkrieg, der - neben dem 30jährigen Krieg - das wahrscheinlich größte Mensch-zu-Mensch-Gemetzel der Geschichte darstellt. Auftakt zu dem brutalsten Jahrhundert, das der Planet Erde als Lebensbiotop eines kleinen Sternensystems am Rande einer Galaxie im Universum namens Milchstraße jemals erlebt hat.

Auftakt zu Veränderungen und Quantensprüngen in Technologie sowie einem Gesamtwissen, das heute noch immer anhält und deren Effekte für unsere Zukunft durch dieses begonnene 21. Jahrhundert letztlich noch gar nicht absehbar sind.

WO STEHEN WIR?

WAS MACHEN WIR DARAUS?

HABEN WIR DIE VERANTWORTUNG FÜR ALL DIE PROZESSE, ENTWICKLUNGEN UND DAS UNS HOFFENTLICH NICHT GANZ ÜBERWÄLTIGENDE GESCHEHEN WIRKLICH IM GRIFF ??

Schaut mal hin Leute. - Parallelen sind unverkennbar! Heute wie vor hundert Jahren sind politische, gesellschaftliche und technologische Veränderungen im Gang! Kleinigkeiten und Befindlichkeiten können ebenso wie damals riesige Konsequenzen auslösen.

SIND WIR VORBEREITET?

WISSEN WIR, WAS WIR TUN UND SIND WIR UNS DER VERANTWORTUNG DARUM BEWUSST ??

Ich weiß es nicht und habe ein wenig Bedenken. Zwischen den Jahren 11 und 12 ist mein Eindruck, dass wir eher vor uns hintreiben und nicht konkrete Ziele mit wirklichen Ergebnissen verfolgen. Vielleicht wie vor hundert  Jahren.

Ich habe damals natürlich nicht gelebt, sondern war nur in der Kindheit meiner Großeltern vorhanden, die 1903, 1905, 1906 und 1908 geboren wurden. Die Geschichten des Lebens und im Besonderen der Menschheit wiederholen sich immer wieder aufs Neue. Das ist so eine Art Naturgesetz und gehört zur Evolution ... folgende ...
 

Sprich: Ich bin mir nicht sicher, ob die Mechanismen in unserer Zeit wirklich anders ticken als früher und wir immer konstruktive Lösungen anzubieten haben. - Die menschlichen Schwächen und Eigenschaften haben sich nicht so rasant entwickelt wie die Technologie.

Oh Mann! - Dazu kommt, dass ökologische, energiepolitische und soziale Herausforderungen aller Art uns rund um den Planeten sozusagen neu mit einer herausfordernden Liste zusätzlich beschäftigen werden.

STEHEN WIR VOR EINENER NEUEN KATASTROPHE ODER AM SCHEIDEWEG ZU EINEM ZEITALTER, DAS UNSERE GESCHICHTE IM BESONDEREN VERÄNDERN WIRD?

Beides ist wahrscheinlich. - Wir Menschen schlagen uns wahrscheinlich mal wieder durch, so wie das zu anderen Epochen unterm Strich auch der Fall gewesen ist. Mir persönlich gibt es dabei leider viel zu viele absehbare Verlierer, denn wir Menschen sind uns kollektiv halt schon wieder einmal nicht darüber bewusst, wie nachhaltig bedeutend und entscheidend sein wird, was wir gerade jetzt in unserer Zeit tun. Wir nehmen es nicht wahr. Wir denken, es bearbeitet und bekrittelt gerade nur das aktuelle Hier und Jetzt. Wir nehmen die Verantwortung und Folgen nicht wahr. - LEIDER.

Neu ist das nicht. Unsere Geschichte ist mit wenigen Ausnahmen oft so angelegt. - Allerdings muss man in unseren Tagen festhalten, dass die Gefahren und Folgeerscheinungen exponentiell angewachsen sind und auf eine Weise langwieriger werden, wie es das so in unserer Geschichte hingegen noch nie gegeben hat. - Unser Gesellschaftsverhalten und die Verantwortungskiste sollte das berücksichtigen, tut es allerdings nicht wirklich: Technologie, Wissen und resultierende Möglichkeiten wachsen sehr viel schneller als die soziale Reife, die kollektive Ethik und die kulturellen Systeme der Spezies Mensch!

Das macht durchaus Sorgen und Angst!  -  Logisch !!

Das impliziert aber auch Chancen, Hoffnung und den Glauben daran, die Kurve zu kratzen um an einer Welt zu basteln, die ganz viel neue Idee und vielleicht sogar eine fantastische Zukunft hat.

Was haltet Ihr davon?

Man muss es nur richtig angehen, eine entsprechende Einstellung mitbringen und sich dort, wo man im Leben sich wiederfindet, dafür einsetzen. - Ich war immer der Meinung, dass dies das Mittel ist, den unwägbaren Schwierigkeiten ordentlich und aufrichtig zu begegnen. Seltsamer- oder logischerweise ist dies gerade auch in unseren irren Tagen das vielleicht noch beste aller Rezepte.

Ohnmachtsgefühle hin oder her. Probleme, Energiewahnsinn, zum Problem gewordene Technologien, verrückte Despoten, Terror und der Irrsinn rund um die Angst davor. Preise, Schulden und ein scheinbar schon bald nicht mehr bezahlbares Leben sind ätzende Dinge, aber nix was uns resignieren lassen muss. --> Das hat damit zu tun am Leben zu sein; es gibt einfach keine andere Alternative als das Leben so anzunehmen wie es nun einmal daher kommt. Wichtig ist, es konstruktiv zu bearbeiten:

In der eigenen Umgebung. Für die Menschen, für die man etwas tun kann. Für die Seinen und für alle, denen sich Gutes tun lässt! Auch für sich selbst! - Nach diesem Credo würden Gesellschaft und Menschheit mit Technologien und Entwicklungen wachsen. Klar! - In der Realität ist das leider nicht ganz der Fall. Auch klar. Aber Du und Ich, wir können das anders machen. Wir können geben und tun, ohne nach direktem Gewinn und Vorteil zu fragen. Das können wir tun. Der Gewinn ist auch ohne große Weltveränderung riesig. Auch das ist klar. Halt nur einen kleinen Moment inne und überprüfe das mal.

Es gibt keinen Grund vor 2012 irgendwelche Bedenken zu haben!

Ich habe für diesen Text am Ende des Jahres die Nachrichtenlage überprüft und mir hat folgendes doch tatsächlich gefallen: "Wirtschaft trotzt für 2012 der Krisenstimmung". - Der Artikel schildert die durchaus positive Erwartung des produzierenden Gewerbes quer durch die Branchen, während allein die Banken und die sogenannte Finanzindustrie als Branche schwarz für die nähere Zukunft sehen. GUT SO! Arbeit und Produkte sind wirklicher Mehrwehrt. Kredite und dazu in den letzten 20 Jahren (nach 89) erfundene Finanzwerte bzw. absurde Spekulationen sind lediglich eine Art global skurriler Blase nach Auflösung der Ost-West-Konfrontation. Recht so, wenn diese "Gewinnler" in 2012 den Kürzeren ziehen werden und Unternehmen, die Sinnvolles produzieren und tun bzw. ohne Kredit und Abhängigkeit Erfolg haben werden. GUT SO!

Ich hoffe und rechne mit der Renaissance ehrlicher unternehmerischer Verantwortung für Arbeit und Gesellschaft. Zusammen mit den neuen Bedingungen für Energie und mit den sich verändernden Technologieumständen.

Ich selbst - UND DAS IST EIN BEKENNTNIS ! - möchte natürlich auch gerne durchstarten in 2012. Erreicht habe ich wofür ich in 2010 aus Frankreich zurück nach Deutschland kam; mein Junge wird sein Abitur machen und auch sonst sind einige Dinge gerade gerückt. Es sind halt Schritte, immer wieder Schritte.

In 2011 gab DREI große Komplexe, welche mit diesem Jahr in Erinnerung bleiben werden:

1) Euro- und Schuldenkrise.

Über das ganze Jahr hinweg irrlichterten Regierungschefs, Finanzminister, EU-Kommission, EZB, IWF etc. von einem Gipfel zum anderen, von einem Beschluss zu immer irrwitzigeren Summengeschiebe bzw. Anleihengeschachere, das sie verwirrend positiv als Rettungsschirme betiteln.

Ich schrieb dazu bereits einen Artikel in meinem Blog, von dem ich hoffte, dass er ausreichen würde. Es scheint dies leider nicht der Fall zu sein, denn die Geschichte ist heftig noch im Gange und wird nach Beobachtung einer weiteren Bewertung bedürfen:

http://themenwoche.blogspot.com/2011/10/thema-1-eurokrise-kw-41-2011.html

Dass es im Kontext so viele Existenzen in Griechenland, aber wohl weniger beachtet auch in Portugal und Spanien plötzlich derart hart trifft, ist eine riesige Tragödie. Die Betroffenen haben zumeist nicht das Geringste mit den Ursachen zu schaffen, sondern sind gewissermaßen jetzt die Opfer von zutiefst verachtenswertem Verhalten geworden. Die pure bis zum Teil maßlose Gier führte dazu, dass Menschen erst ihr eigenes Staatswesen Stück um Stück zerstören und schließlich die Gesellschaft einer fürchterlichen Zumutung aussetzen.

Extrem ja, aber kein griechischer Einzelfall! - So sehr weit weg sind andere Länder und Gesellschaften in Europa davon nicht: ... auch wir in Deutschland nicht! - Achtet einmal genau auf die Positionen und Ethik von Politikern, Managern und Wirtschaftsbossen in TV-Talks & Medien. Schaut auf Skandale, öffentliche Maßnahmen und Entscheidungen. Nehmt ein bisschen kritisch wahr, was auch direkt um Euch herum passiert und Ihr stellt sicher fest, dass eine Mehrheit in vielen Dingen allzu oft etwas unlauter sich selbst am Nächsten sein wird. So weit ist da der Weg nach Griechenland wahrlich nicht!

Zu diesem Komplex in 2011 gehören auch das ständige Gehuddel um ach so arme Banken sowie dieser Ratingunsinn. Vielleicht auch Guttenberg und DSK mit einem leicht dramatischen Unterhaltungsfaktor, aber das ist mir irgendwo zu banal.

2) Naturkatastrophe in Japan mit anschließendem Super GAU in Fukushima

Am 10 März 2011 trifft ein Tsunami die Ostseite der japanischen Hauptinsel, dringt kilometerweit in das Land ein und richtet unvorstellbare Verwüstungen an. Viele Menschen verlieren ihr Leben, andere alles was sie besitzen. Die TV Bilder waren so furchtbar, dass man es gar nicht glauben mochte.

Damit jedoch nicht genug. Kurze Zeit später wird bekannt, dass das direkt an der Küste gelegene AKW Fukushima 1 (200 Kilometer nördlich von Tokio / 6 Meiler) mit großen Problemen zu kämpfen hat, seit die Welle es mit voller Wucht traf. Kühlsysteme seien ausgefallen ...

Die Druckerschwärze der Meldung war noch nicht trocken, die Bilder der Schäden an der Anlage noch nicht analysiert, als es auch schon losging und ein Meiler nach dem anderen vor den Augen der Welt in die Luft flog. Diese Schockwelle ging jetzt symbolisch um den ganzen Erdball.

Sowohl die Betreiberfirma Tepco als auch die japanische Regierung waren mit dem Szenario dieser Art von Katastrophe völlig überfordert. Die Gegenmaßnahmen wirkten wochenlang wie die pure Hilflosigkeit. Und das waren sie auch.

Unfassbar eigentlich auch der öffentliche Umgang mit Ereignis und seine Einordnung. Man bestritt eine gefühlte Ewigkeit lang, dass man es überhaupt mit einem kompletten Gau zu tun habe, dass es zu Kernschmelzen etc. pp. gekommen sei. Die Regierung brauchte lange, bis sie umdenkt und schließlich auch einen Politikwechsel in der Energiepolitik ins Auge fasst. Der Betreiber Tepco bleibt auch 10 Monate danach bei seiner Salamitaktik und gibt nur zu, was ihm von außen wissenschaftlich bewiesen wird. Schlimm!!

Sehr unterschiedlich fallen auch Wahrnehmung und politischer Umgang mit dieser wohl größten Atomkatastrophe aus. Frankreich reagiert mit dem zu diesem Zeitpunkt fachlich völlig unnötigen Beschluss zum Bau sogar neuer Kernkraftwerke, während in Deutschland dagegen politisch sehr Bemerkenswertes passiert. Nur wenige Tage nach der Katastrophe vollzieht die Bundesregierung einen politischen Totalschwenk, in dem die gerade erst beschlossenen Laufzeitverlängerung der AKWs ausgesetzt und ein zunächst 3 monatiges Moratorium zur Überprüfung der Sicherheit nach ganz neuen Denkkriterien verkündet wird. Tatsächlich der Anfang vom jetzt wirklichen Ende der Kernenergie in Deutschland!

Eine sichtlich geschockte Angela Merkel (Physikerin von Haus aus) findet im Fernsehen Worte zu den offenbar jetzt erst nachweislich unkontrollierbaren Risiken der Kernenergie wie sie vor kurzem in dieser Deutlichkeit noch undenkbar gewesen wären. Bemerkenswert! Man fragt sich natürlich, wie manche Leute es geschafft haben, 40 Jahre und länger genau diese Mahnungen, Warnungen und eine ganze Bewegung in jeder Art und Weise zu ignorieren.

Schlimm zwar, dass auch im 21. Jahrhundert die Menschen noch immer nur bereit sind aus Katastrophen, Unglücken und ähnlichem wirklich dazu zu lernen anstatt ordentliche Einsichten gegen Dinge wie Gier, kurzfristigen Erfolg und Egoismus etc. zu setzen. In der kommenden Zeit werden Entwicklungen in Sachen Energie nach und nach neue Wege gehen und viel wirtschaftlichen Auftrieb, also Investitionen erfahren.

Ich begrüße das natürlich auf der Grundlage der Realitäten in denen wir leben, aber ich wünschte sehr, der Anstoß hierzu würde auf anderen Umständen basieren.

3) Arabischer Frühling und Despotensterben.



In den Weihnachtstagen vor einem Jahr kam zunächst in Tunesien etwas in Bewegung, das über das Jahr hinweg die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in beinahe der kompletten arabischen Welt in Bewegung brachte. DAS IST BEDEUTEND MIT SO GROSSEN CHANCEN WIE RISIKEN:

§  Der Despot Ben Ali und seine Sippe sind innerhalb weniger Wochen in Tunesien davon gejagt worden.

§  Das pseudodemokratische System Mubaraks in Ägypten musste aufgrund gewaltiger Volksproteste aufgeben. - Die Verhältnisse sind zwischen machthabenden Militärs , politischen Gruppen (Muslimbrüdern und andere) sowie rein freiheitlichen Bewegungen noch nicht geklärt und hoch explosiv! Hier spielt das Internet eine bedeutende Rolle.

§  In Libyen kam es zu einem entsetzlichen Bürgerkrieg, in dem auch die Westmächte eine gewisse Rolle spielten (siehe auch unten). Hier sind die Verhältnisse ebenfalls noch völlig ungeklärt.

§  In Marokko und Jordanien versuchen sich die eigentlich allein machthabenden Könige mit durchaus respektablen Reformen. Ich hoffe ernst gemeint und mit positiven Folgen für die Gesellschaft.

§  In Bahrain führten aufständische Proteste zu weniger Erfolg bzw. nur zu sehr lauen kosmetischen Reförmchen in einigen Emiraten (z.B. Kuweit) sowie dem Königreich Saudi Arabien (blamiert sich eher mit der weltweiten Wahrnehmung um nicht vorhandene Frauenrechte / Autofahren).

§  Auch im Jemen kam und kommt es zum Aufstand und ungeklärten Verhältnissen, da der Machthaber (Salih) im politischen Poker sich offenbar immer wieder behauptet.

§  Im abgeschotteten Gewaltstaat Syrien kommt es schließlich auch zum Aufstand, wobei sich das Regime des Despoten Assad (ein in London studierter Augenarzt) als so verheuchelt lügnerisch wie menschenverachtend outet. Ein Bürgerkrieg - vielleicht schlimmer als in Libyen zeichnet sich ab.

Diese Veränderungen sind sehr einschneidend! Sie krempeln eine ganze Region der Welt um, wie es zuvor seit dem 2. Weltkrieg nur hier bei uns Europa 89/90 passierte, als die Mauer fiel und etliche Länder sich neu aufstellen konnten.

Gesellschaften können sich neu finden! Neue Partner könnten entstehen. Eine neue Form der interkulturellen Beziehung zwischen islamischer und westlich-christlicher Welt könnte erwachsen. Es gäbe dazu gerade jetzt ein riesiges Portfolio an Möglichkeiten.

Ebenso gut wäre es möglich, dass etliche der neuen Systeme sich schlimmer ausgehen, als die alten Regime (Libyen, Ägypten) gewesen sind. Vieles ist jetzt zur Jahreswende noch gar nicht absehbar.

U.a. auch darum sage ich dass ich mit vielem nicht einverstanden war, was unsere Regierung bzw. die westlichen Bündnisse (z.B. Nato) in 2011 getan haben und tun. Insbesondere zum Thema Libyen und aktuell Syrien:

Die Reden zu Jahresbeginn waren geschwollen und heftig! Der libysche Bürgerkrieg war noch nicht im Gange, sondern nur erste Proteste. Ich erinnere mich von den Obamas, Merkels, Sarkozys und Camerons damals als Solidaritätsnote gehört zu haben, dass der Despot und sein System bedingungslos weg müsse etc., aber leider dazu absolut nix geschah. - Viel später erst und als das große Gemetzel und Sterben in vollem Gange war, inszenierte man sich mit Blockade und Luftschlägen als Helfer bzw. Mitgewinnler. O.K., gut möglich, dass man die tatsächliche Kriegseskalation trotz aller Geheimdienste und Strategen unterschätzte. Dennoch wage ich mich einmal mit einer heftigen These aus dem Fenster: Bei all den Aussagen im Januar und Anfang Februar 2011 zum Ende des Regimes und wenn der Einsatz von Gewalt überhaupt eine Option ist, dann bitteschön doch so, dass nicht Tausende sterben müssen, dass es gar nicht erst zu einem Bürgerkrieg kommt und dass nicht noch viel mehr Unbeteiligte buchstäblich vor den Trümmern ihrer Lebensexistenz stehen müssen. WENN GEWALT, dann entscheidungsstark und mutig rechtzeitig sowie minimal schädlich: Man hätte Gaddafi und die Köpfe seines Regimes schon vor der Katastrophe in einer Kommandoaktion herausholen sollen! - Klar, das ist gefährlich, das gefährdet eigene Leute, aber so ist das halt mit der Gewalt. - Kann man überhaupt Leben gegeneinander abwägen? Z.B. einen Soldaten gegen Hunderte von toten Libyern? Ich meine nur, dass dieser Bürgerkrieg trotz dem ganzen Wahnsinn der Gaddafi-Sippe bei wirklich ehrlichem Handeln so nicht hätte verlaufen müssen. Auch die Frage nach den Verkäufern von Waffen, die dort so viele Menschen getötet haben, würde doch gewisse Fragen aufwerfen.

Lest dazu, wenn Ihr mögt, auch meinen Blog zum Tod eines Beduinen:

http://themenwoche.blogspot.com/2011/10/zwischenruf-zum-tod-eines-beduinen-kw42.html

Ich fürchte, dass sich in Syrien gerade in diesem Augenblick das libysche Drama abgewandelt wiederholt. Viele, sehr viele Tote gibt es schon. Und alle Merkmale für einen Bürgerkrieg (z.B. überlaufende Armeeteile) auch. - Wiederholen tut sich offenbar auch das Verhalten der Weltgemeinschaft. Denkt an diese Worte und feiert nicht das Eingreifen von Nato (oder hier auch anderen möglichen Optionen), wenn es passiert, sondern seid bitte mit den ganzen Opfern, die das alles kostet. Auch hier gilt nach meiner Wahrnehmung nämlich, dass Gewalt - wenn unvermeidbar - ganz gezielt als putschartige Kommandoaktion das Regime schon längst hätte beseitigen können oder sogar sollen.

Versteht mich nicht falsch! Ich rufe natürlich nicht nach Gewalteinsätzen, aber ich bin auch nicht so naiv zu glauben, dass es in bestimmten Konstellationen (wie hier jeweils eingetreten) rein friedliche Möglichkeiten gäbe. Ich sage nur, wenn, dann bitte so, dass das Leid und Unglück minimiert wird, um damit auch alle Chancen auf eine gute Zukunft größer werden zu lassen: In Libyen im Februar zum Beispiel wären ganz andere und wahrscheinlich bessere Leute als heute Partner für ein Nach-Gaddafi-System da gewesen.

Ich hasse Gewaltausübung und möchte damit - feige wie ich bin - nach Möglichkeit persönlich nichts zu tun haben müssen. Wäre ich aber durch irgendein seltsames Schicksal Bundeskanzler, amerikanischer oder französischer Präsident, so hätte ich das in Libyen bereits vor der Katastrophe schon getan. Und jetzt in Syrien auch (logischerweise mit Einbeziehung und Überzeugung der arabischen Liga). - Die Last der Gewaltausübung und die Toten würden mich wahrscheinlich ewig verfolgen, aber ich hätte es tun müssen, um viele andere Leben zu retten und einer ganzen Gesellschaft eine echte gute Chance zu geben. Eine furchtbare Verantwortung.

2011 war auch das Jahr des Verschwindens oder dem Tod von Despoten, Diktatoren und mehreren Top-Terroristen:

§  Ben Ali, Mubarak (beide krank) und mehr oder weniger auch Salih (schwer verletzt) sind weg!

§  Gaddafi und Kim Jong Il (sein Regime besteht weiter) sind tot.

§  Andere gaben zum Machterhalt nach ...

§  Wiederum andere sind gegenwärtig unbetroffen und außerhalb medialer Wahrnehmung: Weißrussland, Kasachstan, Birma, Iran, Pakistan sowie weitere mittelasiatische Staaten, etliche mehr (in Afrika etc.).

Und dann sind ja auch noch in 2011 OSAMA BIN LADEN und ein, zwei Kader direkt dahinter tot!

Ich weine gerade diesem Typen echt keine Träne nach. Ein gewissermaßen indirekter Massenmörder, der in den letzten beiden Jahrzehnten unfassbar viel Elend, ganze Kriege und halt beschissenen Scheiß in die Welt gesetzt hat, und der v.a. ganz gewiss nichts mit irgendwelchen islamisch-religiösen Werten zu tun hatte. So schrecklich viele Opfer und auch restriktive Reaktionen in der Welt. Ich hätte mir den Kerl auch gekrallt, sobald nur die Möglichkeit dazu bestanden hätte.

Aber mal ehrlich und nüchtern hingeschaut: Diese Sache in Pakistan war doch eine völlig katastrophale Aktion! Da ist entweder alles, aber auch alles entweder einfach schief gegangen oder die die Amerikaner sind nicht schlicht nicht ganz knusper in ihrer Denke! Der kaputte Hubschrauber kann natürlich passieren, aber das Töten der völlig unbewaffneten Zielperson, das Zurücklassen aller Zeugen (und wichtigen Informanten) sowie sämtlichen sonstigen Materials (abgesehen von ein paar CDs) sind irgendwo der reine Dilletantismus pur.

Okay. Den tollen Verbündeten, also den Pakistanis wurde offenbar wurde offenbar nicht vertraut. Soweit, so schlecht. ABER: da war doch vor Ort sonst nix weiter los. - Was dachten die Amerikaner denn nur? Dass die Pakistanis den Bin Laden verteidigen würden? - Die hatten doch alle Zeit der Welt, nachdem sie erst einmal im Haus waren ...

Der "Mord", die "Hinrichtung", die "Exekution" oder wie man es halt nennen will, war ganz offensichtlich Teil bzw. Hauptziel des vorgesehenen Plans. Alles andere war offenbar schlicht nur schlecht durchdacht und/oder der Prämisse untergeordnet, dass kein Navy Seal zu Schaden kommen sollte. Von daher vielleicht das hektische Vorgehen.

Was aber hat man sich bei alledem bloß politisch auch gedacht? Diese Art und Weise, einen in diesem Fall wehrlosen Feind einfach zu Tode zu bringen, ist schlicht kein rechtsstaatliches Verhalten. Mehr noch, es begibt sich in die Niederungen dessen, was man eigentlich bekämpfen wollte (Bitte: das kein Vergleich mit Bin Laden!). Es hat auch nichts mit freiheitlichen Idealen, nichts mit Werten und Moral zu tun, welche zu schützen man als Grund für so viele verübte Gewalttaten vorgibt. Die Aussagewidersprüche in den Stunden nach Bin Ladens Tod untermauern meine Interpretation des Geschehens. - Ich bin aus diesen vielen und anderen Gründen wahnsinnig enttäuscht von der Administration Obama, deren Wahl ich Ende 08 mit innerer Begeisterung begrüßte, nachdem ich zuvor etliche Reden und programmatische Aussagen verfolgt hatte.

Ich nehme an, der Nobelpreiskommission ergeht es inzwischen ebenso: an herausragender Position wirklich für richtigen Frieden zu arbeiten und einzustehen, ist etwas ganz anderes!

ALSO GUT, IHR LIEBEN, JETZT KOMMT 2012!

Wisst Ihr, ich bin gar nicht so negativ eingestellt wie sich vieles eventuell anhören mag. Alle Jahre und alle Zeiten haben ihre guten, fruchtbaren und konstruktiven Seiten. Es ist nur so, dass die kritischen Dinge stets auch einer besonderen Erläuterung bedürfen. Das war immer so. Wahrscheinlich kennt ihr das selbst. Negativ gemeint ist das nicht, es ist nur das Bemühen um sozusagen einen kritischen Geist auch im vorrückenden Alter.

Für mich persönlich war 2011 ein stabiles Jahr. Kein Karrieredings zwar und viele, viele Auseinandersetzungen mit meinem Sohn, ... aber gerade in diesen Lebensdingen auch sehr wichtige Erkenntnisse und Einsichten, von denen mir mit 47 Jahren tatsächlich doch vieles neu war/ist. Ein Jahr, an das ich mich später in der Weise erinnern werde, dass mir dort gewisse Erfahrungen zum ersten Mal begegneten. Ein Umbruchsjahr.

Zu diesem Umbruch gehört auch   -  und dies ist das letzte, was ich zu 2011 sagen möchte  -  dass mir gegen Jahresende hin etwas Besonderes passierte: Ich bin nie krank! Ich fühle mich manchmal 1 - 2 Tage grippig, wie man so sagt, wenn mich was erwisch that, aber das war es dann auch. Diesmal aber ist es anders gekommen und dauerte den ganzen Dezember lang an! Die Krankheit streckte mich regelrecht nieder und ich war die ersten 2 Wochen lang unfähig zu begreifen, wie ernst das tatsächlich war! Teilweise bis hin zu einer völligen, fiebergeschüttelten Apathie während der ich für mehrere Tage von den Symptomen und dem Geschehen her glaubte, dass es mir jetzt so ergehen wird wie meiner in 2010 an einem sehr aggressiven Krebs (Darm) verstorbenen Schwester. Ich bin seit 30 Jahren starker Raucher und konnte plötzlich nicht mehr atmen, sobald ich mich bewegte, aufstand oder irgendetwas zu tun versuchte. Minutenlange Erstickungsanfälle, Panikattacken. Das wünsche ich meinem schlimmsten Nicht-Freund nicht. Ich ging viel zu spät zu einem Arzt (ich gehe nie zum Arzt!). Einmal, weil ich gar nicht dorthin kam und einmal, weil ich inzwischen Angst vor einer möglichen Wahrheit hatte. Vier Stunden beim Lungenarzt mit Röntgenbild und diversen Tests (Panik in der Lungenfunktionskabine ohne Luft!) brachten Aufklärung. Kein Krebs, keine Lungenentzündung, die Lunge sieht trotz des Rauchens sogar ganz gut aus. Gott sei Dank und noch einmal Dankbarkeit!. Dafür aber das Aufbrechen einer Krankheit, die seit über 40 Jahren vergessen war: spastische Bronchitis! Das führte mich als Kleinkind wochenlang in Krankenhäuser und unsere Familie im Urlaub an den Atlantik wegen des "Reizklimas" dort. Ich erinnere, dass die Diagnose zu Kindertagen besagte, die Krankheit könne jederzeit wiederkommen und das generelle Asthmarisiko sei sowieso sehr hoch. - Ich hatte es vergessen.

Nun ist es passiert und ich wäre sehr mit weiteren 40 Jahren bis zum nächsten Mal durchaus sehr einverstanden.

Im Zuge dieser Sache kämpfe ich immer noch mit meinen sowieso komplizierten Ohren (andere Geschichte), die mit den entstandenen Flüssigkeiten zugegangen sind. Komisch für die Umwelt, aber für mich akzeptabel, solange klar ist, dass sie wieder frei werden.

Ich nehme mit persönlicher Erfahrung nun noch ein wenig mehr mit wie einzigartig und wertvoll das Dasein also wirklich ist. Was wir daraus machen und wie wir es zu nutzen verstehen, darauf kommt es eben an. Für mich mehr denn je und ich gedenke daraus in Zukunft noch sehr gehörig etwas zu machen.

ALSO GUT, IHR LIEBEN, JETZT KOMMT 2012 UND IST SCHON DA!

Gute Vorsätze im neuen Jahr sind eine nette Sache. Hier in Franken wünscht man sich vor Sylvester und nach Weihnachten tagelang einen "Guten Beschluss" und meint damit wohl die schönen Vorsätze. Sonst wo ist es der "gute Rutsch" etc. - Meine Erfahrung neigt dazu, dass Vorsätze zwar prima sind, sich aber leider allzu leicht und praktisch stets im Alltag verflüchtigen. Ich versuche sie festzuhalten und zu realisieren, aber es gelingt nicht immer ganz.

Schade, aber kein Beinbruch. So ist das Leben!  -  Vorsätze sind trotzdem wichtig und dauern gewissermaßen unter der Oberfläche fort. Mein Sohn z.B. ist mir am Telefon zum Jahreswechsel sehr nachdenklich, fast fern und abwesend begegnet. Zwei Tage später aber schon wieder mitten im Alltag.  Trotzdem ist wichtig, was da vorgegangen sein mag und begleitet das Leben im neuen Jahr unter der Oberfläche der täglichen Befindlichkeiten.

Das ist bestimmt alles gut so und deshalb habe ich für Euch im 12ten Jahr des Jahrhunderts 12 Gute-Ideen-Vorschläge für 12 Monate des Jahres:

1)

STELLT EUCH VON ZEIT ZU ZEIT EINMAL NEBEN EUCH SELBST  -  Betrachtet Euer Handeln und Tun und fragt Euch, ob Ihr immer alles auch genau so tun würdet, wenn es um Euch selbst ginge. Das hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

2)

SEID GUT AUCH ZU EUCH SELBST - Binsenweisheit, aber sehr wahr! Nur wenn Ihr positiv mit dem eigenen Selbstbewusstsein umgeht, könnt Ihr auch Gutes für Andere bewegen.

3)

ANTENNEN FÜR EURE UMWELT - Achtet auf das, was Ihr um Euch herum wahrzunehmen in der Lage seid. Handelt ehrlich nach den Schlüssen, die Ihr zieht und den Einsichten, die Ihr gewinnt.

4)

NEHMT EUCH BITTE NICHT ZU WICHTIG - Alle anderen und alles andere sind ebenso wichtig!

5)

BLEIBT GESUND UND MUNTER - Treibt bitte keinen zu harten Raubbau mit Euch selbst. Ich weiß wovon ich spreche trotz bester Ermahnungen lieber Freunde, die es mitunter bei sich selbst wiederum nicht so sehr genau nehmen.

6)

KOMMT GUT VORAN, ABER ÜBERTREIBT ES NICHT - Ich wünsche allen das Beste für z.B. berufliche Ziele, aber verliert dabei bitte nie das Wesentliche für Euer Leben aus den Augen; nämlich Eure Lieben und Euer Umfeld.

7)

SEID BITTE EHRLICH, DENN DER PREIS IST ALLZU HOCH - Man kann sich etwas erschummeln und erlügen, aber schlussendlich ist der zu zahlende Preis immer viel höher als das Ursprüngliche. Deshalb: Tut es einfach nicht!

8)

SPENDET FREUDE! - Gute Gefühle, Bestätigung und allgemein Positives für Eure Lieben und die Menschen, denen Ihr begegnet. Es lohnt sich einfach immer. Manches Mal bekommt man dafür völlig unerwartet ganz tolle Dinge zurück! Extraklasse!

9)

VERSCHENKT EURE FREUNDLICHKEIT - Mein Vater und der Vater meiner Freundin waren z.B. in verschiedenen Momenten einmal sehr angetan von der Art und Weise einfach nach dem Weg zu fragen. Warum nicht? Es ist ganz einfach!

10)

AUFMERKSAMKEIT - Nehmt wahr, was um Euch herum passiert und nehmt auch wahr, was in der Gesellschaft, der Politik und dem erweiterten Umfeld geschieht. Seid kritisch, ehrlich, helfend oder opponierend, wenn es angezeigt ist. Tut vor allem aber eins: Schaut nicht weg!

11)

ENGAGIERT EUCH! - Überlasst das was Ihr selbst tun solltet oder sogar viel besser öffentlich tun könntet nicht einfach anderen, sondern tut es auch selbst. Kein lamentieren, sondern tun! Es lohnt sich immer.

12)

FINDET EUREN WEG - Alles was gesagt wird, kann ja wohl nur ein Vorschlag sein, denn das was wir tun ist und bleibt unser eigenes Ding. Daraus müssen und dürfen wir vor allem etwas  machen in der Zeit, die wir zur Verfügung haben.

2012 - Ich wünsche Euch alles Gute und das viele noch Unerlebte für das Jahr, welches nun begonnen hat.
 
Euer Christoph

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