Montag, 24. Oktober 2011

Zwischenruf zu einer Meldung mit Beigeschmack (KW43 / 2011)


Wie entledige ich mich als Unternehmen zur Gewinnsteigerung gleich einer ganzen Mitarbeitergruppe und lasse es so aussehen, als könne ich selbst gar nichts dafür?

Eine wahrlich so ernsthafte wie heikle Aufgabe, die allenthalben Spitzenmanager und Vorstände beschäftigt. Die Entrüstungsstürme sind immer so heftig, und schlecht fürs Image ist es ja auch.

Wie es gehen kann, macht jetzt DIE BAHN vor. Die teilt nämlich heute (24.10.2011) mit, das Schalterpersonal alsbald in weiten Teilen abzubauen. Und der Grund dafür ist nicht etwa eine herzlose oder serviceschwache Personalpolitik des Unternehmens, sondern vielmehr der herzlose Bahnkunde. Der nämlich nutze das tolle Schalter- und Beratungsangebot der Bahn einfach nicht mehr, sondern kaufe die Tickets an den Automaten oder im Internet.

Wow! Was für unsoziale Kunden, die es so weit treiben, dass die Bahn gar nicht anders kann, als die Leute schweren Herzens gehen zu lassen. Und dabei hätte der Kunde sich doch nur einen Moment für den Schalter zu nehmen brauchen, um nicht nur seine Bahnreise zu bekommen, sondern auch etwas für Arbeitsplätze zu tun.

Soweit die Meldung von heute.

Als ich vor ca. zwei oder sogar drei Jahren (ich selbst betrete nach Möglichkeit keinen Zug der deutschen Bahn, aber das ist eine andere Geschichte) für meinen Sohn eine Fahrkarte zur Oma kaufte, hat sich am Schalter folgender Dialog zugetragen:

Schalter: „Das macht dann hier bei mir XX,50 Euro mit Reservierung. Sie sparen aber noch einmal 5 Euro, wenn Sie die Fahrkarte in der Halle am Automaten lösen.“

Ich: „Wie bitte?“

Schalter: „Am Automaten draußen ist der Fahrschein für diese Verbindung 5 Euro günstiger“.

Ich: „Ich verstehe nicht. 5 Euro weniger am Automat keine 10 Meter weiter. Das ist doch nichts anderes als eine Attacke auf Eure Jobs hier. Und Sie schicken uns auch noch dahin?!“

Schalter: „Ich bin verpflichtet darauf hinzuweisen“.

Ich: „Aber es richtet sich gegen den eigenen Job“.

Schalter (fühlt sich mit dem Gespräch nicht wohl): „Ich weiß.“

Ich: „Dann hätte ich jetzt bitte gerne die Fahrkarte, für die Verbindung, die Sie herausgesucht haben“.

Ich bekomme die Fahrkarte mit den Worten: „Bitte sagen Sie, dass Sie auf das automatisierte Angebot hingewiesen worden sind, wenn Sie gefragt werden“.

Ich denke, das ist selbsterklärend, was die Vorgänge im internen Hintergrund dieses Unternehmens angeht.

Dieser Stellenabbau jetzt ist bereits langfristig geplant bzw. seine Ursachen bewusst in die Wege geleitet worden. Diese Meldung heute ist im Tenor ebenso verlogen wie verheuchelt! Das ist mein Kommentar.

Nächstens erfahren wir dann wahrscheinlich, dass die sogenannte Eurokriese an der diesjährigen Preisrunde zu Weihnachten schuld ist, oder auch dass die Züge statistisch immer pünktlich sind.

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