Montag, 17. Oktober 2011

Zwischenruf zur „Frauenquote“ in DAX Konzernen (KW42 / 2011)


Heute (17.10.2011) ist es neben der Protestbewegung Occupy Wallstreet (auch ein reizvolles Thema, aber ich habe mich gerade erst zur Eurokrise ausgelassen) das beherrschende Nachrichtenthema:

Einführung oder Nicht-Einführung einer Frauenquote in Führungspositionen großer Unternehmen!

Und zwar geht es darum, ob man das Ziel von rund 30 Prozent nun gesetzlich regeln soll, denn ein solcher Frauenanteil in Führungspositionen ist in den nordeuropäischen Staaten und in dem wichtigsten Nachbartland Frankreich längst Realität. Die Arbeitsministerin von der Leyen ist für eine solche gesetzliche Regelung. Ihre Kabinettskollegin Schröder aus dem Familienministerium präsentiert dagegen eine Befragung der Dax-Unternehmen, in deren Ergebnis diese erklären, sich freiwillig auf ungefähr eine solche Quote selbst verpflichten zu wollen. Die Dame stellt dies stolz als eine eigene Idee vor, die funktionieren werde.


Liebe Leute, dieser Zwischenruf fällt leicht:

DIE NUMMER IST AN LÄCHERLICHKEIT UND NAIVITÄT ECHT NICHT MEHR ZU ÜBERBIETEN!

Wenn es der erste Versuch zu einer „freiwilligen Selbstverpflichtung“ mit der deutschen Industrie wäre, meinetwegen. Immer noch naiv, aber meinetwegen. – Wir alle jedoch mussten unter schwarz-gelben Administrationen (denn es handelt sich um ein beliebtes Stilmittel gerade dieser Regierungen, mit dem die entsprechenden Lobbypartner bei unliebsam aufgekommenen Themen besänftigt werden) diese tollen Selbstverpflichtungen schon vielfach ertragen und v.a. bezahlen: Nachgang der Wiedervereinigung, Euroeinführung, Einzelhandel, Banken, Energiekonzerne und so weiter und sofort.

Nachgerade absurd, sich zu erfrechen, so ein Ding schon wieder auf den Tisch zu legen. Soll man daraus jetzt schließen, dass Bürger, Wähler, Konsumenten, Arbeitnehmer und normale Menschen von Lobbyisten, Politikern und Industriellen tatsächlich für blöd gehalten werden?

Nun ja, wie dem auch sei und in der Folge noch werden wird, sollte es der Fall sein, dass man zum Thema gegenüber der Familienministerin dennoch nachsichtig gestimmt ist, so darf „auf die Gnade der späten Geburt“ (Helmut Kohl zum Thema Nationalsozialismus) von Kristina Schröder (*1977) hingewiesen werden, denn nicht nur die freiwillige Selbstverpflichtung ist ein ziemlich alter Hut, sondern das Thema der Frauenquote selbst schon so um die 25 Jahre alt. Nachdem in den Parteien nämlich partout kein ordentlicher Frauenanteil zustande kommen wollte, wurden schließlich doch Quoten in die Satzungen aufgenommen. Ein Schelm, der behauptet, dass jetzt ausgerechnet die deutsche Industrie …

Nachsatz: Nicht angesprochen ist hier die Frage nach den Ursachen dafür, warum das mit den weiblichen Anteilen in anderen Industriegesellschaften natürlicher vonstatten geht als in unserem Land. – Es hat hierzulande mit Grundstrukturen und Historien zu tun, denen ich mich allerdings nach und nach anderenorts in Einzelthemen nähern möchte.

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